DIE TOTE STADT - OPER VON ERICH WOLFGANG KORNGOLD

Musikalische Leitung: Otto Tausk 
Inszenierung: Jan Schmidt-Garre 
Bühne: Vincent Lemaire 
Kostüme: Thomas Kaiser
Licht: Reinhard Traub
Dramaturgie: Serge Honegger

Theater St.Gallen

Premiere: 10. Mai 2014

Fotos: © Theater St.Gallen / Hans Jörg Michel
Texte: © Theater St.Gallen / Serge Honegger 

 

DIE BOMBE IN DER BOX
Auszug aus dem Interview im Programmheft mit Regisseur Jan Schmidt-Garre

SH: Welche Referenzen in dieser Oper waren bei der Vorbereitung der Produktion für Sie als Filmregisseur besonders wichtig?

JSG: Ausser an Freud musste ich sehr oft an Hitchcock denken, was ich allerdings sowieso ständig tue: Zunächst «Vertigo», was auch naheliegend ist, weil dieser Film tatsächlich über Umwege auf denselben Stoff zurückgeht, auf Rodenbachs Novelle «Das tote Brügge». Auch hier begegnet ein Mann einer Frau, die aussieht wie die tote Geliebte. Er will – das war für Hitchcock die Quintessenz – «mit einer Toten schlafen». 

JSG: In der Oper gibt es ja auch diesen grandiosen, trashigen Satz Pauls, nachdem er die neue Frau erwürgt hat: «Jetzt gleicht sie ihr ganz!» Der zweite Film ist «Rebecca». Hier kommt eine frischverheiratete Frau ins Haus ihres Mannes und muss feststellen, dass auf allem die Schatten der Vergangenheit liegen, die Schatten ihrer gestorbenen Vorgängerin. Personifiziert sind sie in der bösen Haushälterin, die der jungen Frau das Leben zur Hölle macht. In der «Toten Stadt» entspricht die kleine, aber sehr genau charakterisierte Rolle der Brigitta dieser Mrs. Danvers, die um jeden Preis den Status quo aufrechterhalten will. Und dann natürlich «Psycho»: Anthony Perkins als Norman Bates lebt mit der Leiche seiner Mutter, leugnet ihren Tod und unterhält sich sogar mit ihr.

SH: Der Protagonist Paul geht an seinen übersteigerten Fantasien beinahe zugrunde. Wie kommt er aus der Geschichte raus?

JSG: Die Episoden, die Paul mit Marietta erlebt, spitzen sich immer stärker zu, bis zur Katastrophe, zum Mord. Dann erwacht er und stellt erleichtert fest, dass alles nur ein Traum war, ein heilsamer, denn jetzt hat er sich von der Vergangenheit befreit und ist – vielleicht – in der Lage, die tote Stadt zu verlassen.